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Smartphone: Pilot:in sein, nicht Passagier:in!

22. November 2022

Teil 1 unserer Serie zum Thema «Der verantwortungsvolle Umgang mit dem Smartphone»

Wir nutzen unser Smartphone jeden Tag dutzende Male. Beispielweise am Morgen nach dem Aufstehen, beim Warten auf Bus und Bahn oder auch in einer Kaffee Pause. Unser Smartphone steht uns in jeder freien Sekunde zur Verfügung. Ist das der selbe Zeitvertrieb, wie es früher noch die Pendlerzeitung war? Können wir uns überhaupt noch von unserem Endgerät lösen? Wo endet die bedenkenlose Nutzung und wo beginnt Sucht? Und wie behalten wir die Kontrolle über unser Nutzungsverhalten?

Eine Herzensangelegenheit

Es mag auf den ersten Blick etwas paradox erscheinen, dass wir in unserem Blog ein solches Thema aufgreifen. Schliesslich sind wir als Agentur, die unter anderem auch in Social Media tätig ist, ja ebenfalls auf Aufmerksamkeit für die Beiträge unserer Kunden angewiesen, um erfolgreiche Kanäle und Kampagnen zu betreiben. Paradox ist das aber nur auf den ersten Blick. Unsere Partner, wie auch wir selbst, wünschen uns aktive, involvierte Communities, die Spass daran haben, Inhalte auf Social Media anzusehen, damit zu interagieren und sie weiter zu verbreiten. Die Grundvoraussetzung dafür ist, dass diese Communities aus Nutzer:innen bestehen, welche die Inhalte bewusst wahrnehmen – Qualität steht ganz klar vor Quantität. Ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Smartphone und Social Media steht unserem Erfolg als Agentur also nicht im Weg, ganz im Gegenteil: Er ist die wichtigste Basis dafür.

Teammeeting am Tisch, zwei Personen schauen gemeinsam auf ein Handy

Algorithmus steuert unsere Emotionen an

Social Media Apps sind so konstruiert, dass wir uns ab der ersten Sekunde mit Inhalten berieseln lassen. Wir starten die App und sind bereits mittendrin. Wir brauchen auch nicht viel zu tun – bei neueren Netzwerken wie TikTok entfällt sogar das Scrollen. Der Algorithmus führt uns immer tiefer hinein in Inhalte, die er für uns für richtig hält. Richtig bedeutet in diesem Fall aber nicht in erster Linie, dass uns diese Inhalte einen Mehrwert bieten – es geht vor allem darum, unsere Aufmerksamkeit aufrecht zu erhalten. Facebook baute zu Beginn seiner Aktivität darauf, dass Nachrichten aus dem Alltag unserer Familie und Freunde uns möglichst lang bei der Stange halten. Mittlerweile ist davon aber immer weniger übrig geblieben. Social Media Networks setzen immer mehr auf vom Algrorithmus vorgeschlagene Inhalte, vorab Kurzvideos, die uns emotional berühren – positiv wie negativ – um zusätzliche Nutzungsminuten aus uns herauszubekommen. Dieser «TikTok-Effekt» lässt sich mittlerweile auch auf Instagram beobachten, wo vorgeschlagene Inhalte seitens Algorithmus prominente Plätze in unserem Newsfeed erhalten.

Smartphone-Nutzungszeit bewusst im Auge behalten

Sowohl Apple als auch Android liefern dir wertvolle Daten zu deiner Nutzungszeit. Schau dir die Auswertung mal ganz bewusst an und frage dich, ob das so für dich in Ordnung ist. Studien gehen davon aus, dass ein Social Media Konsum von rund 45 Minuten pro Tag für die meisten Nutzer:innen völlig in Ordnung ist und – je nach Content – einen positiven Einfluss auf unser Wohlbefinden hat. Danach schwindet sowohl unsere Aufmerksamkeit für die eigentlichen Inhalte, die wir sehen, als auch die positiven Effekte der Nutzung von Social Media.

Anzeichen erkennen

Mediziner sehen in Suchterkrankungen eine Fehlsteuerung des Belohnungssystems des Gehirns. Reize mit Suchtpotential senden verschiedene Botenstoffe an unser Gehirn, die Wohlgefühle oder Euphorie auslösen. Dadurch lernt das Gehirn schnell, den Reiz als positiv wahrzunehmen und mehr davon zu verlangen. Entfernen wir diesen positiven Reiz, entsteht ein Unwohlsein und ein grösseres Verlangen danach, dass der Reiz so bald wie möglich wieder ausgelöst wird. Wenn wir diesem Impuls nun allzu oft nachgeben und dabei auch negative Einflüsse auf andere Bereiche in unserem Leben in Kauf nehmen, dann spricht man von Sucht.

Zwei Quick Fixes: Konten und Push-Nachrichten

Mach dir daher Gedanken, wo du in deiner Smartphone-Nutzung noch Pilot:in bist und wo du eher als Passagier:in mitfliegst. Übernimm wieder die Kontrolle und schaue dir bewusst Inhalte an, die dir auch wirklich einen Mehrwert bieten. Überprüfe die aktuelle Zusammenstellung der Konten, denen du folgst. Allen Konten, die dir keinen echten Mehrwert bieten, kannst du als ersten Schritt ohne zu Zögern entfolgen. Damit kannst du zwar nicht alle vorgeschlagenen Inhalte umgehen, hast aber zumindest bei den von dir selbst gewählten Inhalten schon viel erreicht. Sieh dir zudem die Einstellungen zu Push-Benachrichtigungen auf deinem Smartphone genau an und schalte so viele wie möglich davon ab. Auch die roten Punkte über den App-Icons, je nachdem noch mit der Anzahl an ungelesenen Nachrichten, lassen sich deaktivieren. Dadurch übernimmst du wieder die Kontrolle über deine Konzentrationsfähigkeit. Vielleicht hilft dir dabei ein Bild aus dem Alltag: Jede App ist grundsätzlich ein Briefkasten. Du entscheidest selber, wann du diesen leeren möchtest – der Briefkasten selbst hat dabei nichts zu sagen.

Im zweiten Teil der Serie werden wir auf weitere Tipps zum verantwortungsvollen Umgang mit dem Smartphone eingehen.